Enricos Reisenotizen
[Alien] Star Dust. Kunst im NHM
Es war eine der letzten Presseveranstaltungen, die ich vor dem Corona-Shutdown noch besucht habe.
In einem kleinen Raum, in dem üblicherweise die Gaia-Sphäre beheimatet ist, auf der die unterschiedlichen Klimata der Erde zu sehen sind, hat Victoria Vesna ihre Kunstinstallation aufgebaut.
Es ist dunkel im Raum: 4 seltsame Gegenstände leuchten dem Besucher entgegen. Sie – vergrößerte, 3D-gedruckte Mikrometeoriten – scheinen zu schweben und repräsentieren die vier „Ecken" der Erde: Amerika (der „Westen"), Europa (der „Norden"), Asien (der „Osten") und Afrika (der „Süden). Man kann in ihnen aber auch die vier Himmelsrichtungen oder die zwei Sonnenwenden und die zwei Tagundnachtgleichen sehen.
Gleich beim Eintreten wurde ein Mikroskop platziert, wer hier durchblickt, kann den am Dach des NHM gesammelten Staub in einer Petrischale sehen.
Leider war dieses Mal kein Sternenstaub dabei, wie uns die Künstlerin bei der Presseführung verrät, aber man sollte sich bewusst sein, dass 70-100 Tonnen des außerirdischen Staubs jeden Tag auf die Erde niedergehen. Dieser verbindet sich natürlich mit dem Staub auf der Erde und der Verschmutzung für die der Mensch verantwortlich zeichnet.
Dennoch wir sind aus Sternenstaub gemacht. Jedes Lebewesen enthält Wasserstoffatome und jedes schwere Element wird durch Fusionsprozesse in Sternen gebildet. Nicht nur wir sind aus Sternenstaub durch Kernfusion entstanden, auch Tiere, Pflanzen, Insekten, Plankton, Bakterien und Viren – alle funktionieren gemeinsam in Schwingungsfeldern, nach dem Bottom-up-Prinzip, so wie die Natur und Nanotechnologie funktionieren. Sternenstaub erinnert und an unser im Kosmos untrennbar miteinander verbundenes Erbgut.
Der Staub kennt keine Grenzen: Staubstürme verbreiten sich großräumig über die Erde und sie tragen winzige Partikel nützlichen Bodens und Nährstoffe sowie potenziell schädliche Bakterien, Viren und Pilzsporen mit sich. Manche Wissenschaftler sehen sie nicht nur als Ursache für Atemwegserkrankungen, sondern auch als mögliche Überträger von Grippe, Sars und Maul- und Klauenseuche.
Ausgangspunkt der Installation war daher die Meteoritensammlung des naturhistorischen Museums in Wien, die niedergegangene Meteoriten aller Kontinente zeigt und von denen nun vier davon gemeinsam mit Christian Köberl, dem Museumsdirektor und Geologen und dem Meteoriten-Kurator Ludovic Ferrière ausgesucht wurden.
Jeder Besucher, jede Besucherin, die den Raum betritt, wird auch sofort vom eigenartigen Sound eingenommen werden.
Die Animation wurde mit einer Klangkomposition von Ivana Dama und Clinton van Arnam unterlegt, die vom Audiospezialisten Paul Geluso unter der konzeptionellen Leitung von Victoria Vesna weiter verräumlicht wurde. Dabei vermischen sich Schichten von Signalen aus dem Weltraum mit vom Menschen gemachten Geräuschen und Melodien verschiedener Kulturen.
Vesna verwendete dazu auch Aufnahmen, die auf dem Dach des Wiener Naturhistorischen Museums gemacht wurden – von einer Antenne, die als Empfänger für Funksignale dient, die von den Plasmaspuren der Meteore reflektiert werden. Außerdem kommen Aufzeichnungen der NASA vor, darunter auch „Dinks und Donks" – seltsame Geräusche, die durch die Reibung im Seismometer der NASA-Raumsonde INSight erzeugt werden; Rohgeräusche vom InSight-Seismomenter auf dem Mars und Aufnahmen von Brummtönen, die durch die natürlichen Schwingungen der Sonne erzeugt werden.
Eine kleine, aber interessante Installation, die zum Nachdenken anregt – und genau das will die Künstlerin damit erreichen. Wir sind alle Staub – wir werden alle wieder zu Staub. Und dazwischen sollten wir unsere Gemeinsamkeiten nicht vergessen …
We are stardust
Joni Mitchell, 1969
Billion old carbon
We are golden
Caught in the Devil's bargain
And we've got to get ourselves
Back tot he garden
Und wer dann schon mal im Museum ist, kann ja auch gleich bei den Dinos vorbeischauen. Der Dinosaurus Rex begrüßt uns alle eigentlich recht freundlich.
Aber es gibt natürlich auch noch viel mehr zu sehen.
[Alien] Star Dust – Signal to Noise sollte vom 11.3.-29.6.2020 zu sehen sein.
Wie es durch den Corona-Shutdown aller Museen weitergeht, kann ich im Moment nicht sagen – ich halte Euch aber in der Veranstaltungsübersicht auf askEnrico sobald es Neuigkeiten gibt am Laufenden.
Stay home and live long and prosper!
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