Enricos Reisenotizen
Ein Dialog im MAK
Das Museum für angewandte Kunst ist eines meiner Lieblingsmuseen, allein das Gebäude ist schon einen Besuch wert. Die MAK Schausammlung Wien 1900 ebenfalls und nun gibt es noch ein Tüpfelchen drauf…
Ich bin ein bekennender Jugendstil/Art nouveau – Fan und daher ist es für mich immer wieder schön ins MAK zu kommen und durch die Schausammlung 1900 zu spazieren. Koloman Moser, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Gustav Klimt – welch klingende Namen in meinen Ohren. Auch auf meinen Reisen bin ich immer wieder begeistert, wenn ich ihnen begegne – schließlich haben sie nicht nur in Wien gearbeitet, sondern hatten Aufträge aus der ganzen (damaligen) Monarchie und darüber hinaus.
Nun gibt es im Showroom Wiener Werkstätte eine kleine, aber feine Ausstellung, die zur Schausammlung noch bis zum 2.10. 2022 ein Tüpfelchen draufsetzt. Wer sich also schon länger mit dem Gedanken trägt, dem MAK einen Besuch abzustatten und sich für Wien um 1900 interessiert, hat jetzt noch einen kleinen Anstoß mehr, denn hier tritt der international tätige Designer Michael Anastassiades in einen Dialog mit den Objekten aus der umfangreichen Sammlung von Ernst Ploil mit Exponaten aus der MAK Sammlung.
Dialoge in der Kunst können wie im wirklichen Leben „funktionieren" oder auch nicht. Können trennen oder Gemeinsamkeiten aufzeigen, auf jeden Fall bedeuten sie, dass man sich mit dem Anderen auseinandersetzt und ihm auf Augenhöhe begegnet.
In diesem Dialog nutzt Anastassiades als Ausgangspunkt die Form der Kugel, die bei den Möbeln der Wiener Werkstätten oft als Fußelement für Kästen verwendet wurde. Der Künstler präsentiert die Objekte auf zwei großen Podesten auf Messingkugeln und beleuchtet sie (fast mystisch) mit den von ihm designten Kugellampen.
Dabei wird die Präsentation aber auch bewusst gestört: Sessel werden auf Stelzen gestellt, Kästen werden auf der Rückseite verspiegelt, eröffnen damit weitere Perspektiven und setzen damit auch Kleidung und Besucher in eine Verbindung. Die berühmten Gitterobjekte der Wiener Werkstätten – Blumenvasen, Obstkörbe oder Tafelaufsätze aus perforiertem, weiß gestrichenen Eisenblech, die ebenfalls aus der Sammlung Ernst Ploil stammen - werden durch seine Kugellampen wie von einer Sonne angestrahlt und damit ins richtige Licht gesetzt.
Ihre durchgängigen Raster- und Quadratmotive galten als das Charakteristikum des frühen Wiener Werkstätten Stils. Sie waren äußerst beliebt und wurden zwischen 1904 und 1915 zunächst von den Wiener Werkstätten selbst und später in ihrem Auftrag von der Firma Christoph Cloeter in großer Zahl erzeugt. Für mich haben sie auch heute noch ein erfrischend modernes Design.
Sehenswert ist auch die Hängelampe von Dagobert Peche, die mit ihrem abstrahierten Weinblatt-Dekor als weiteres besonderes Stück die Schau bereichert.
Außerdem sei noch auf den blauen Werkzeugkasten in der Schau hingewiesen, der auf die Organisation der Wiener Werkstätten hinweisen soll: In der Metallwerkstätte war alles rot, in der Buchbinderei alles grau und in der Tischlerei alles blau.
Über all den tollen Objekten der Wiener Werkstatten „schweben" die Lichtobjekte von Michael Anastassiades, die sein Credo wirklich deutlich machen: „The element of illumination is the most important thing. „The glow", as I refer to it, is where all the magic starts".
Wer also noch nie oder schon lange nicht mehr im MAK zu Besuch war und sich gerne in die Schausammlung Wien 1900 vertiefen möchte, sollte den Weg in den Showroom nicht scheuen.
Das MAK ist Dienstag von 10:00 bis 21:00 Uhr und Mittwoch bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, Montag ist das Museum geschlossen. Bitte checkt vor Eurem Besuch die aktuell geltenden Covid-19-Regeln.
Der Eintritt ins MAK schlägt sich mit 14 Euro zu Buche, jeden Dienstag von 18:00 bis 21:00 Uhr kann man um 6 Euro ins Museum, für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ist der Eintritt frei.
Ein Dialog mit Michael Anastassiades
MAK – Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0
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www.MAK.at
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