Bei einem Glaserl hervorragenden burgenländischen Festspiel-Wein und einem Rauchfleisch-Croissant (leider waren die Pogatscherl schon ausverkauft) begann ein wunderschöner Sommertheater-Abend in Kobersdorf…
Anfänglich bereiteten mir die dunklen Wolken am Himmel noch ein wenig Sorgen, aber nachdem Intendant Wolfgang Böck gleich bei der Begrüßung versprach, dass das ganze Ensemble versuchen werde mit ihrer Darbietung auch „Wetter und Wolken zu daheben" waren wir sehr optimistisch und so kann ich berichten: Sie haben es geschafft. Die ersten Regentropfen erreichten uns erst bei der Heimfahrt in Wien bei der Abfahrt der Südosttangente.
Die Gefahr des Regens war also gebannt, und damit konnte man sich mit Freude dem Gewitter der Gags von Arsen und Spitzenhäubchen zuwenden. Eines gleich zu Beginn: Intendant Wolfgang Böck hat auch heuer wieder ein hervorragendes Ensemble zusammengetrommelt.
Zuallererst möchte ich diesmal aber der Regie (Werner Prinz) und Erich Uiberlacker für das Bühnenbild und die Lichtgestaltung mein Kompliment aussprechen. Es ist sicher nicht ganz einfach dieses turbulente Stück „in einem Raum" zusammen zu fassen und dennoch dem Besucher die Illusion eines Kellers, einer Küche und einiges mehr zu vermitteln. Hervorragend.
Ganz entzückend und hervorragend besetzt sind die beiden Schwestern Abby und Martha Brewster – mit Erika Mottl und Gertrud Roll – die sehr überzeugt ihrer Aufgabe, arme allein stehende Männer vom Diesseits zu erlösen, nachgehen und sich so fast in einem kleinen Wettstreit mit ihrem Neffen Jonathan (hervorragend gruselig von Clemens Aap Lindenberg gespielt) wiederfinden.
Dieser kommt – eigentlich auf der Flucht vor der Polizei – in sein Elternhaus zurück und bringt gleich auch noch einen Ermordeten mit und damit Unruhe in das Treiben der Tanten. Wo käme man denn hin, wenn sich ein fremder Toter unter die Ihren mischen würde?
Dieser kommt – eigentlich auf der Flucht vor der Polizei – in sein Elternhaus zurück und bringt gleich auch noch einen Ermordeten mit und damit Unruhe in das Treiben der Tanten. Wo käme man denn hin, wenn sich ein fremder Toter unter die Ihren mischen würde? Wolf Bachofner sorgt souverän als Dr. Herman Einstein, dass Jonathan Brewster nicht nur sein Gesicht immer wieder verändern konnte (wobei der letzte Eingriff nicht als besonders geglückt gelten darf), sondern auch dass Jonathan nicht allzu sehr ausrastet und es so gleich weitere Tote gibt. Aber es wird manchmal eng …
Dann gilt es auch Wolfgang Böck als Teddy Brewster zu würdigen. Schließlich ist er es, der sich – obwohl er glaubt Präsident Roosevelt der USA zu sein – nächstens in den Keller begibt, um den Panamakanal auszuheben und mit diesem Werk auch immer wieder für Platz für die Opfer seiner Tanten sorgt.
Allerdings ist sein Trompetenspiel bei den Nachbarn nicht sehr beliebt – vor allem nächstens. Auf jeden Fall ist es wieder ein großes Vergnügen ihm und seiner Wandelbarkeit zuzusehen: elegant als Präsident, der sich über die aktuelle Lage berichten lässt, bodenständig mit Blaumann und Stiefel, wenn er in den Keller geht um am Panamakanal zu arbeiten, skurril nach der Beendigung seiner Präsidentschaft.
Es ist aber nicht nur der Kostümwechsel. Böck ändert mit dem Kostüm seine Aussprache, die Tonalität, die Körpersprache, sein ganzes Gehabe – herrlich!
Doch zurück zum Trompetenspiel. Dieses sorgt nämlich dafür, dass dadurch zwar die Polizei in Person von Officer O'Hara (Lisa Stern) und Officer Klein (Andrea Köhler) des Öfteren zu Besuch im Hause der Brewster sind, jedoch von den „erlösenden" Machenschaften der Schwestern nichts mitbekommen.
Kein Wunder, wissen die beiden Schwestern doch sehr charmant mit den Officern umzugehen. Allein für den gesungenen Kriminaltango von O'Hara und Klein würde ich mir das Stück noch einmal anschauen…
Mit Alexander Jagsch wurde auch die Idealbesetzung für Mortimer Brewster gefunden. Er spielt den „normalsten" der drei Brüder, der allerdings an seinem Job als Theaterkritiker sehr leidet und diese Aufgabe nur in Begleitung von Elaine (ebenfalls ausgezeichnet gespielt von Dagmar Bernhard) bewältigen kann.
Über deren Heiratswünsche er sich allerdings erst dann so richtig freuen kann, als ihm seine Tanten erzählen, dass er denn doch nicht ein „richtiger" Brewster" sei.
Sein Schock nach dem Fund des letzten „Erlösten" der beiden Tanten – die Zeit reichte einfach nicht, um diesen nach "Panama" zu bringen – ist groß und seine Bemühungen den Tanten zu helfen und aus dieser Situation wieder herauszukommen sind nicht immer von Erfolg gekrönt. Eines ist ihm auf jeden Fall klar: Es sollte in diesem Haus auf keinen Fall mehr Holunderwein getrunken werden ….
Greift daher lieber zum guten burgenländischen Tropfen, da kann nichts passieren und genießt die Vorstellung. Wirklich empfehlenswert – wir haben viel gelacht!
Für all jene, die keine Karten mehr bekommen haben, gibt es am 3.8.2018 noch eine Zusatzvorstellung – aber beeilt euch, wahrscheinlich sind auch hier die Tickets schnell weg.
Jeden Donnerstag bis Sonntag vom 5.-29.7.2018 – Achtung Zusatztermin: 3.8.2018.
Schloss Kobersdorf
7332 Kobersdorf
www.schlossspiele.com
www.kobersdorf.at