Enricos Reisenotizen
Das andere Wien
Wien glänzt bei vielen Touristen, aber auch einheimischen mit seinem kaiserlichen Charme der Monarchie: Die Ringstrasse mit Oper, Burgtheater, den Museen, Hofburg und den Stadtgärten - und natürlich auch Schloss Schönbrunn. Es gibt aber auch eine andere, modernere Seite - und manchmal vermischen sich beide...
Natürlich sind wir Wiener auf unsere Vergangenheit stolz. Immerhin lag hier einmal der Mittelpunkt der Monarchie und so haben wir - und der Wiener Tourismus - Sisi und Franzl schon einiges zu verdanken. Doch manchmal zieht es einem dann schon auch zu anderen Plätzen und man möchte der Wiener Walzer-Seeligkeit ein wenig entfliehen und sich eher mit den Klängen von Falcos Vienna Calling identifizieren. Und - oh Wunder - es gibt auch Modernes in Wien.
Street Art oder Murals
Ich begreife zwar nicht, warum heutzutage alles in Englisch sein muss, um modern und interessant zu erscheinen, aber sei es drum. Der Name ist sei mir egal, die Umsetzung zähle.
Es war ein Zufall: irgendwie bin ich im Internet bei Street Art hängen geblieben und dann auf der Seite der Wiener Street Art Guides gelandet. Einige Bilder gesehen und beschlossen: Das muss ich live sehen. Im (wievielten eigentlich?) Lockdown ist man sowieso geschädigt und muss ab und zu raus. Warum dieses also nicht mit einem Kunstgenuss verbinden.
Murals
Was sind nun Murals?
Eigentlich gibt es eine sehr passende Übersetzung: Wandmalerei (siehe auch Wikipaedia) und damit kann man gleich auch feststellen, dass es diese Kunstart schon sehr, sehr lange gibt. Wir wollen uns aber bei unserem Rundgang nun der moderneren Straßenmalerei widmen ...
Mein Rundgang
Mein Rundgang beginnt am Westbahnhof. Feige wie ich im Moment bin, fahre ich nicht mit den Öffis (was ich sehr bedaure), sondern fühle mich im Auto sicherer vor dem Corona-Virus. Daher stelle ich dieses in die Parkgarage beim Westbahnhof ab (Achtung: nicht ganz billig) und gehe die Felberstraße zum Gürtel hinunter. Gleich beim Westbahnhof sehe ich zwei verschönerte Entlüftungsröhren (?), die mich faszinieren und die ich auch nicht in den Street Art Guides gefunden habe.
Überrascht bleibe ich stehen und fotografiere. So schnell hätte ich die Kunst nicht erwartet. Denn eigentlich bin ich auf den Weg zu den Bögen der U-Bahntrasse. Kunstbogen 6 nennt sich der Ort und der Name ist treffend.
Gleich daneben finde ich noch zwei andere Werke, die in den Büchern nicht zu finden waren:
Ich laufe noch ein Stückchen weiter entlang der U-Bahn, um ja nichts zu verpassen und erfreue mich - wie immer - an den floralen Stil der Jugendstilverzierung. Ein bisschen Alt-Wien muss eben auch immer sein.
Schließlich kehre ich um, denn mein nächstes Ziel ist die Gumpendorfer Straße. Doch bevor mein Blick noch auf die Hauptfeuerwache des Bezirks fällt - wo sonst bringt man die Feuerwehr in einem solchen Gebäude unter, wenn nicht in Wien - sehe ich schon die nächste Street Art: Eine Huldigung an den Fußballverein Rapid leuchtet mir grün (was sonst?) entgegen.
Nun geht es über den Gürtel zurück zur Gumpendorfer Strasse. Dabei solltet ihr nicht vergessen, zu den U-Bahn Bögen auf der linken Seite zu blicken. Bei den ersten Beiden hat man den Eindruck hier hat noch jemand geübt, aber dann kommen diese zwei:
Noch ein schneller Blick zur Kirche Maria vom Siege, die derzeit eingerüstet ist und anscheinend sowohl innen wie außen renoviert wird und dann geht es die Gumpendorfer Straße entlang.
Wenige Schritte - ich bin eigentlich auf der Suche nach der Nummer 122, wo mich das nächste Gemälde erwarten soll, bleibe ich staunend stehen. Hier also ist der Arik Brauer-Haus. (Nr. 134-136). Es ist so wunderschön. Die Decke des kleinen Vorbaus ist mit blauen Figuren geschmückt, die Hausfassade aufgelockert und geschwungen, überall sieht man seine wundervollen Figuren. Mehr darüber findet ihr auf Wikipedia.
Leider ist die Türe versperrt und so kann ich nur durch das Glasfenster der Eingangstür in den Stiegenaufgang blicken und fotografieren. Schade, wobei ich aber auch verstehen kann, dass man als Bewohner die vielen Interessierten nicht immer im Haus "begrüßen" möchte.
Hier könnte ich noch einige Zeit stehen und alle Bilder wieder und wieder betrachten. Diese vielen Details, einfach toll. Aber eigentlich muss ich ja weiter gehen - eigentlich bin ich ja einer anderen Schiene der Street Art auf der Spur. Langsam reiße ich mich los und suche die Gumpendorfer Straße 122, wo Jana & JS eine Hausfassade verschönert haben. Ich blicke auf das Haus - nichts zu sehen.
Enttäuscht will ich schon weiter gehen, aber dann schau ich um die Ecke - und da ist es nun: Das Werk von Jana & JS: Ein Fotograf mit Polaroid-Kamera hat mich im Visier und auf den weiteren Fassaden "kleben" bereits seine Fotos.
Daher gleich der Tipp - immer auch ums Eck schauen, wenn ihr die Street Art Guides benutzt. Weiter gehts nun in die Mollardgase 51 und auch hier muss ich noch einmal zurück, denn auch dieses Gemälde ist auf einer Seitenwand angebracht, die zur Rechten Wienzeile führt.
Da ich ja schon fast auf der Wienzeile bin, schau ich doch gleich einmal auf das Haus Rechte Wienzeile 123. Hier kann man schon von Weitem den Kopf von Alfalaf sehen, der 2017 gemalt wurde.
Weiter geht es - Guide geführt zur Hofmühlgasse 12, besser ihr sucht allerdings den Richard-Waldemar-Park. Hier kann man ein wenig rasten und gleich drei Murals bewundern.
Schnell noch einen Sitestep in die Sandwirtgasse 6. Dort hat auf einer vorspringenden Hausmauer Mr. Woodland gewerkt:
Von dort habt ihr auch noch einmal einen schönen Blick auf die beiden Gemälde von Stinkfish, Ruin und Helmut Kand und die Mauersegler. Mein Weg führt zurück zum Richard Waldemar-Park und von dort weiter in die Webgasse 32. Der Adler und der kuschlige Fisch mit Geige/Bratsche/Bass (?) stammt von Ready2Rumbl, ebenfalls aus dem Jahr 2017.
Schön langsam werde ich müde - immerhin bin ich schon einige Zeit unterwegs - aber bevor ich mich wieder zurück zum Westbahnhof begebe, muss ich noch Street Arts in der Zieglergasse und in der Burggasse entdecken. Also los gehts...
Das Mädchen beim Mädchencafe in der Zigelergasse 34 erinnert mich im Stil (man möge mir verzeihen) ein wenig an den berühmten Banksy - es ist aber ein Werk von Mandarina Brausewetter. Aber auch schön.
Während ich an der langen Schlange vor einem Döner Stand vorbei laufe und überlege, ob ich mich auch anstellen soll. Mein Magen knurrt schon und nach den vielen Menschen, die hier auf ihr Mittagessen warten, muss es hier Köstliches geben. Döner? Currywurst? Vielleicht sollte ich dies bei einem weiteren Spaziergang noch einmal herausfinden.
Doch es geht weiter die Zieglergasse entlang. Auf der Hausmauer von Nr.75 findet sich ein wenig versteckt ganz unten das Werk von Tant, Unga (Broken Fingaz Crew) aus 2021. Lauscht hier vielleicht sogar der Tod einem Gespräch? Ok, es ist ein bisschen gruselig anzusehen. Dennoch schade, dass es "übermalt" wurde.
Nun aber zur Burggasse und zum Gürtel zurück zum Westbahnhof. In der Burggasse sollen ja noch zwei Werke zu finden sein.
Es werden aber einge mehr. Zwischen den Häusern Burggasse 76 und Burggasse 82 liegt ein Kinderspielplatz, den ihr unbedingt besuchen solltet. Denn die Werke finden sich auf den beiden Seiten, die diesen Spielplatz begrenzen.
Wer nun müde vom Herumlaufen ist, kann hier ein kleine Rast einlegen - allerdings kann es sein, dass der Kindergarten die meisten Plätze besetzt. Solltet ihr es allerdings geschafft haben, mit Enkel oder Kindern auf Tour zu gehen, werden diese hier gerne ein Päuschen einlegen.
Ich mache mich auf den Weg zurück zum Gürtel. Bevor ich diesen wieder hinunter zum Westbahnhof gehe, bewundere ich noch die Fassadenmalerei des Hauses 98 von Knarf, Fresh Max, Skirl/David Shillinglaw, vor allem der kleine Geist rechts außen hat es mir angetan, aber auch die wilden Tiere im 2.Stock sind einen Blick Wert.
StadNach ungefähr zwei Stunden bin ich wieder an meinem Ausgangspunkt gelandet und bin noch immer überrascht, wie viel Interessantes und Modernes auf unseren Hausfassaden zu finden ist. Und dies hier ist nur eine kleine Auswahl gewesen. Auf jeden Fall bin ich fest entschlossen, weitere Murals-Runden zu erkunden. Vielleicht seid ihr ja dann auch wieder mit dabei ...
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