Enricos Reisenotizen
Nach Bratislava – einmal hin und retour
Die Schwesterstadt von Wien liegt kaum zwei Stunden entfernt – und zum Entdecken gibt es immer wieder Neues. So auch bei meinem letzten Tagesausflug mit dem neuen Twin City Liner. (Presseeinladung)
Lange war es nicht möglich, mit dem Schiff auf der Donau nach Bratislava zu reisen. Corona sorgte dafür, dass alle zu Hause bleiben mussten. Traurig lag das neue Schiff am Donaukanal vor Anker. Dann starteten die ersten Ausflüge nach Hainburg und jetzt hat er wieder seinen regulären Betrieb nach Bratislava aufgenommen. Hoffen wir, dass es so bleibt.
Natürlich kann man auch mit Auto, Bus oder Bahn nach Bratislava fahren, aber so ein Start mit dem Schiff auf der Donau dahinzu"rasen" (ja, er ist schnell der Twin City Liner), ist schon etwas Besonderes.
Los geht's mit dem Twin City Liner
Bei wunderschönem Wetter bin ich bereits um 8:00 Uhr am Schwedenplatz, wobei es erst um 8:30 Uhr losgehen sollte. Aber ich schau mich eben gerne noch vorher ein bisschen um. Bald schon höre ich Musikklänge und begebe ich mich mit Kollegen zur Anlegestelle. Wow, ein Damenquintett rockt, jazzt und spielt Musicals, Klassik, aber auch Pop rauf und runter. Das Salonorchester Afrodité aus der Slowakei weiß Stimmung zu machen. Beschwingt wird von allen mitgewippt und mit der angebotenen Tasse Kaffee gelingt der Start in den Tag gleich noch viel besser.
Allerdings möchte ich hier festhalten, dass ihr leider nicht bei einer normalen Fahrt mit so einer Begrüßung rechnen könnt – ich war auf Pressefahrt unterwegs …
Groß ist der neue Twin City Liner – immerhin bietet er mit 250 Sitzplätzen fast doppelt so viele wie einer seiner Vorgänger. An Deck ist es richtig schön: im Inneren warten die Sitzreihen wie im Flugzeug auf die Gäste, die in Fahrtrichtung blicken. Eine kleine Bar sorgt für Getränke und kleine Snacks. Wer höher hinaus will, kann sich seinen Sitzplatz auch in der Captains Lounge buchen, die einen Stock höher angesiedelt ist. Immerhin ist das Reisen so auch bei Regenwetter ein Vergnügen.
Bei Sonnenschein allerdings finde ich, dass viel zu wenige Sitzplätze im Freien sind. Was gibt es schließlich Schöneres als den Fahrtwind beim schnellen Gleiten über die Donau zu genießen. Obwohl: es windet schon ganz enorm und man sollte Hut, Tücher oder was sonst noch wegfliegen kann immer gut und fest im Griff haben.
Auf jeden Fall ist die Fahrt kurzweilig und unser Reiseführer stellt uns kurz Bratislava vor, erklärt uns unsere Tour durch die Stadt und vergisst auch nicht uns die 72 Stunden-Card von Bratislava vorzustellen. Wirklich eine gute Einführung, bei der nicht nur der öffentliche Verkehr inkludiert ist, sondern auch viele Eintritte in Museen oder zu anderen Sehenswürdigkeiten entweder gratis sind oder ein Rabatt geboten wird.
Die Krönungsstadt
Bratislava, das ehemalige Preßburg oder Pozsony hat, genauso wie Wien, eine große Vergangenheit. Immerhin wurde im Martinsdom nicht nur Maria Theresia gekrönt, sondern insgesamt 11 Könige und 7 Königinnen. An diese Zeit gedenkt man noch alljährlich mit den Krönungsfeierlichkeiten und wenn ihr einmal die Möglichkeit habt, dieses Spektakel mit anzusehen, lasst es euch nicht entgehen.
Von der Burg zieht dann der Tross mit Adeligen, Klerus, Rittern und der zu krönenden Persönlichkeit in die Stadt zum Hauptplatz. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, kann am Pflaster kleine Krönchen erkennen – sie markieren den Krönungsweg. Damals wie heute muss eine Krönung ein tolles Fest gewesen sein, man erzählt, dass in den Brunnen der Stadt nicht Wasser, sondern Rotwein sprudelte und noch heute heißt es, dass Maria Theresia besonders gerne jenen Rotwein trank, der um Bratislava angebaut wurde.
Der Martinsdom ist die größte Kirche der Stadt. Die goldene Krone (eine Replik der ungarischen Königskrone) auf seiner Turmspitze ist an die 300kg schwer. Mehr über die Sehenswürdigkeiten der Stadt findet ihr auch auf askEnrico hier.
Doch was werden wir diesmal sehen?
Wer mit dem Twin City Liner nach Bratislava kommt, wird noch vor Bratislava von der Burg Theben begrüßt, dann sehen wir bereits die Burg der Stadt und die SNP-Brücke mit dem UFO-Restaurant, von dem man auch einen wunderschönen Überblick über die Stadt hat.
Wir machen einen kurzen Abstecher zum Modell von Bratislava, um uns einen Überblick zu verschaffen, dann schnell über die Straße, bei der Redoute vorbei und schon sind wir beim alten Opernhaus, in dem internationale Größen wie Edita Gruberova oder Lucia Popp debütierten. Noch heute kommen viele Wiener (ich auch) gerne zu Aufführungen in dieses Haus.
Die Figuren von Bratislava
Weiter geht es gerade aus in die Innenstadt und natürlich kommen wir an drei ganz berühmten Figuren vorbei: dem Čumil, dem schönen Nací und am Hauptplatz lehnt auch noch ein Soldat Napoleons an einer Bank.
Schon sind wir am Hauptplatz und können das alte Rathaus ebenso bewundern wie die Roland-Statue. Hier gibt es zur Weihnachtszeit immer einen äußerst beliebten Weihnachtsmarkt und es sei schon jetzt verraten, dass im Alten Rathaus auch der Salon der besten slowakischen Weine untergebracht ist. Weinliebhaber sollten nicht versäumen, auch hier einen Besuch in Erwägung zu ziehen.
Im alten Bratislava unterwegs
Wir schlendern mit unserem Führer weiter durch die Stadt, kommen an dem Brunnen vorbei, der die Stadt früher mit Wasser versorgte, werfen einen Blick auf die Wandmalerei der alten Häuser, lernen dass nicht nur Wolfgang Amadeus Mozart in der Stadt war, sondern auch Franz Liszt hier gern gesehener Gast war und werfen einen Blick auf das Michaeler Tor, das einzige Tor, das von der Stadtmauer erhalten blieb und im Moment gerade renoviert wird. Doch an der Spitze des Turms kämpft auch jetzt wie eh und je der Erzengel Michael mit dem Drachen.
Ich bewundere die vielen schönen Fassaden der alten Häuser. An der Hausfront der ehemaligen Salvator Apotheke kann man auch heute noch die Mehrsprachigkeit der Stadt und ihrer Bewohner erkennen: Ungarisch, Slowakisch und Deutsch wurde hier gesprochen.
Mein Blick fällt auf den Polster und die darauf ruhende Königskrone am Turm des Martinsdom. Schon beeindruckend.
Bei unserem Weg zur Brücke – wir wollen nun auf die andere Seite der Donau – kommen wir noch am Platz der ehemaligen Synagoge vorbei. Heute erinnert eine kleine Ausstellung an die jüdische Gemeinde und ihr Schicksal.
Das neue Bratislava
Über uns thront nun das UFO und wir genießen von der Brücke die Aussicht über die Stadt und den Twin City Liner. Auf uns wartet nun im „Stadtpark", durch den auch ein Eurovelo-Radweg führt unser Mittagessen im Leberfinger, wo man auch gemütlich im Freien sitzen kann. Hier habe ich schon einmal ausgezeichnet gegessen: siehe hier.
Essen im Leberfinger
Dieses Mal können wir zwischen einem Zander auf Erbsenpüree mit eingelegten Zwiebeln und der tschechoslowakischen Spezialität Svíčková wählen. Ich entscheide mich für den Fisch, der sehr gut gebraten ist und auch das Erbsenpüree ist recht fein, wenn auch die Kombi für meinen Gaumen ein bisschen ungewöhnlich schmeckt. Als Wienerin mit tschechischer Abstammung fehlen mir ganz eindeutig die „Bramburi".
Die Sky Parks von Zaha Hadid
Schon bald machen wir uns auf den Weg entlang der Donau und dann über die Straßenbahnbrücke zurück auf die andere Seite des Flusses. Von hier aus kann man die drei Wohntürme des Sky Parks der Architektin Zaha Hadid noch besser erkennen.
Hadid hatte nicht nur eine Professur an der Universität für angewandte Kunst in Wien inne und baute in Österreich die Bergiselschanze in Innsbruck wie auch das Zaha Hadid Haus am Wiener Donaukanal an der Spittelauer Länder über den Stadtbahnbögen von Otto Wagner, sondern sie sorgte mit ihren Sky Parks in Bratislava für einen modernen Touch in der Stadt.
Shoppen, Essen und Unterhaltung im Eurovea
Wir aber streben dem Einkaufspark Eurovea zu. Ich gebe zu anfangs ein wenig die Nase gerümpft zu haben: Was soll ich denn in einer Shopping Mall, in der wahrscheinlich wieder einmal alle internationalen Marken – hier genauso wie in Wien – vertreten sein werden, wahrscheinlich auch zu den gleichen Preisen.
So ist es auch – im Inneren, wobei die Architektur auch hier schon sehr ansprechend ist und ein Einkaufserlebnis gewährleistet. Übrigens auch am Sonntag.
Das Besondere ist aber eigentlich Outdoor und hat mit dem Einkaufen wenig zu tun. An der Donau entlang liegt hier – bis auf die Höhe des neuen Opernhauses und darüber hinaus - ein schickes Lokal neben dem anderen. Ich bin hier schon einmal bei einem Theaterbesuch entlang spaziert und war vom Angebot überrascht.
Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass diese Lokale und auch die Gestaltung des Donauufers vom Einkaufszentrum organisiert werden. Ist aber so. Da lohnt es sich dann wirklich einen Opern- oder Theaterbesuch mit einer Shopping Tour und einem gemütlichen Abend- oder Mittagessen draußen zu verbinden. Wir haben eine kurze Rast im La Crema eingelegt und wer an einem heißen Tag einen erfrischenden Drink braucht, sollte einen von diesen beiden probieren. Ausgezeichnet.
Die blaue Kirche
Doch nach der kurzen Rast brechen wir wieder auf, um uns das blaue Kirchlein anzusehen. Die St. Elisabeth Kirche befindet sich in der Bezručova ulica und wurde von 1909 bis 1913 nach Plänen von Ödön Lechner im Sezessionsstil erbaut. Auch das benachbarte Gymnasium wurde von ihm in den geschwungenen für den ungarischen Jugendstil typischen Formen erbaut.
Ursprünglich war die Fassaden in sanfteren Pastelltönen gestrichen, die charakteristische blaue Farbe erhielt die Kirche erst später. Über dem Eingang zur Kirche befindet sich ein rundes Mosaik, das die Legende des Rosenwunders zeigt. Auch das Innere der Kirche, das leider verschlossen ist und wir nur durch ein Fenster sehen können, ist wunderschön anzusehen.
Der Salon des slowakischen Weines
Doch wir müssen uns beeilen. Schließlich steht noch eine Weinverkostung slowakischer Weine im Weinsalon im Alten Rathaus am Programm. Nochmals: Weinfreunde lasst euch diese Möglichkeit nicht entgehen.
Leider ist in unserem Zeitplan nicht mehr sehr lange Zeit, denn der Twin City Liner wartet schon mit der Rückfahrt auf uns. Dennoch: wir kosten uns noch ein bisschen durch die ausgezeichneten slowakischen Weine und dann geht's schnell wieder zurück zur Donau.
Ein anstrengender, aber schöner Tag findet mit der Rückfahrt sein Ende. Beim Eintreffen am Donaukanal in Wien bewundere ich noch einmal die vielen Graffitis und mache bereits Pläne:
Erstens muss ich nochmal nach Bratislava. Schließlich gibt es da noch einige Museen, die auf einen Besuch warten und vielleicht schaue ich auch noch bei den Sky Parks von Zaha Hadid vorbei. Zuvor sollte ich aber vielleicht wieder eine Tour durch Wien unternehmen: viele neue und alte Murals warten nicht nur am Donaukanal auf mich und das Calle Libre Festival hat auch schon begonnen.
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