Enricos Reisenotizen
Ein Tag im Zsolnay Kulturviertel
Ein Tag? Eigentlich war ich zwei Tage dort, aber immer nur einen halben. Wer aber wirklich alles sehen möchte – in Ruhe – braucht unbedingt einen ganzen Tag. So es auch noch ein Fest gibt, vielleicht noch ein bisschen mehr….
Sagt Euch Zsolnay noch was? Nein?
Dann solltet ihr die nächsten Bilder genießen, vor allem dann wenn ihr Jugendstil-Motive ebenso schätzt wie ich und wenn ihr es auch gerne ein wenig glitzernd und schillernd liebt.
Zsolnay ist eine der, wenn nicht die, bekannteste ungarische Porzellan-Manufaktur. Aber nicht nur das: Ihre Gründer bzw. der Sohn des Gründers, Vilmos hat auch zwei wesentliche Erfindungen gemacht: Die Eosin-Glasur (alle Porzellan-Fachleute mögen entschuldigen, so ich mich nicht 100% fachsprachlich richtig ausdrücke), die wunderschöne grünlich, blau, aber auch rot und gelb schimmernde Farben hervorbringt und dann noch eine ganz spezielle Materialzusammensetzung (Pyrogranit), die es möglich macht, wunderbare Stück auch frostsicher zur Gartengestaltung zu nutzen.
Natürlich gibt es auch wunderschöne Blumenmotive, auch traditionelle Muster werden fabriziert, aber diese sind nicht so ganz mein Ding.
Zsolnay stammt aus Pécs, einer ungarischen Stadt in der Nähe zur kroatischen und serbischen Grenze. Hier lebte seine Familie, hier baute er seine Fabrik und hier wird heute noch produziert. Hier entstand aber auch im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres von Pécs ein Kulturviertel, das man unbedingt besuchen sollte.
Das ehemalige Fabrikgelände mit seinen Produktionsstätten, aber auch die ehemaligen Häuser der Familie, die hier nicht nur arbeitete, sondern auch wohnte, wurden instand gesetzt.
Es entstand ein lebendiges Viertel, zu dem man (ohne Ausstellungen) kostenlos Zutritt hat.
Die kleinen Besucher können dann die Spielplätze besuchen, ältere können es sich auf dem Rasen oder den Bänken gemütlich machen. Cafés und Restaurants sorgen für das leibliche Wohl und mit etwas Glück gibt es auf dem weitläufigen Gelände auch eine Veranstaltung.
Aber allein schon einen Spaziergang durch das Gelände ist lohnenswert und wer möchte, kann hier auch in einem der Appartements übernachten. Die Altstadt ist bequem mit einem kleinen Fußweg zu erreichen – warum also nicht?
Beim ersten Blick auf die geschmückten Häuser, auf die vielen Statuen und Brunnen in der Anlage musste ich sofort an Gaudi und seinen Park Güell in Barcelona denken.
Zsolnay hat hier eine etwas dezentere und abgewandelte Form praktiziert, aber dennoch steht man staunend im Park und weiß eigentlich nicht, wohin man zuerst schauen soll. Fabelwesen, Löwen oder Drachen, bewachen die Hauseingänge, allerlei Vasen und Brunnen schmücken die Rasenflächen, die Häuser sind bunt verziert.
Selbst die Schornsteine sind nicht einfach nur Fabrikschlote, sondern weisen ebenfalls Malereien und Verzierungen auf.
Für alle, die es eben gerne glitzernd und schimmernd haben, empfehle ich unbedingt die Ausstellung über die Goldenen Jahre von Zsolnay zu besuchen. Allein darin könnte ich schon endlos lange Zeit verbringen. Sie basiert auf der Sammlung von László Gyugyi, der in die USA auswanderte und während seines Lebens viele der wunderbaren Stücke aus der besten Zeit der Manufaktur sammelte. Einen Teil kann man nun in der Ausstellung bewundern.
Interessant ist auch die Pink Collection, die viele alltägliche Gegenstände zeigt, die auch bei Zsolnay produziert wurden – in pink! Neben einer Riesensammlung von (Wein?)Krügen – alle in rosa und alle handgefertigt! – gibt s hier aber auch wahrlich interessante Stücke zu sehen. Und ich meine hier nicht ein Lavoir oder einen Spucknapf, sondern z.B. Zahnbürstenhalter oder Zündholzanzünder!
In einem ehemaligen Haus einer Tochter des Firmengründers wird nun Puppentheater gespielt, in den Werkhallen gibt es eine Schauwerkstatt, in der man den Künstlern bei der Herstellung zuschauen kann, wer sich mehr für Handschuhe interessiert, kann hier ebenfalls eine Manufaktur besuchen.
Außerdem gibt es noch eine (neue) Ausstellungshalle, in der junge ungarische Künstler präsentiert werden. Neben den Cafés und Restaurants findet man auch noch einen Schoko-Shop, natürlich gibt es auch Souvenirs zu kaufen und einiges anderes mehr.
Auch auf Studenten trifft man immer wieder, da einige der Gebäude zur Kunstuni der Stadt Pécs gehören, selbst die – moderne – Brücke, die das Zsolnay Gelände mit dem anderen Teil der Uni auf der anderen Straßenseite verbindet ist hier sehenswert.
Unbedingt sehenswert ist auch das Zsolnay Mausoleum, das auf einem Hügel ein kleines Stück weiter zu finden ist. Zum Grabmal führt ein ansteigender Weg, der von Löwen links und rechts gesäumt wird.
Hier ist eine Eintrittskarte notwendig, die man aber nur beim Eingang in das Kulturviertel kaufen kann. Am besten, ihr besucht die Ausstellung, erholt euch dann bei einem Café oder probiert etwas von den Spezialitäten der ungarischen Küche und macht euch dann (mit Kreditkarte) auf den Weg in die Innenstadt von Pécs.
Seitlich des Hauptplatzes – in einem Haus des sogenannten Elefantenblocks – findet ihr den Verkaufsshop der Manufaktur….. Ich konnte meine Kreditkarte nur deshalb retten, weil ich mich nicht entscheiden konnte …
Related Posts
By accepting you will be accessing a service provided by a third-party external to https://www.reisenotizen.ask-enrico.com/